Deutschland lernt zu langsam

PRESSEERKLÄRUNG | „Der fünfte PISA-Bericht bestätigt zwar Fortschritte in den Lernergebnissen, aber er bestätigt auch die grundlegenden Defizite des Bildungssystems“, erklärt Dr. Rosemarie Hein,  Sprecherin für allgemeine Bildung der Fraktion DIE LINKE im Bundestag zum heute veröffentlichten PISA-Bericht. Hein weiter:

„Deutschland lernt, aber es lernt langsam. Zu langsam, um allen Lernenden, gleich welcher Herkunft, die gleiche Teilhabe an Bildung zu ermöglichen. Dreizehn Jahre nach der ersten PISA-Studie bleiben grundlegende Befunde erhalten. Zwar konnte man sich im europäischen Vergleich von unterdurchschnittlichen Ergebnissen wenigstens über den OECD-Durchschnitt entwickeln, aber Platz 16 im Länderranking wäre im Sport keine Nachricht wert. In einem reichen Land wie Deutschland ist dieses mittelmäßige Ergebnis wenig rühmlich. Mehr als 17 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen nicht die Kompetenzstufe 2 in Mathematik. Das bleibt unbefriedigend.

Doch es geht nicht um sportlichen Wettbewerb, sondern um die Entwicklungschancen junger Menschen. Die sind eben geringer, wenn nicht endlich mehr in die Bildung investiert wird. Und wieder trifft es Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien stärker als andere. In den OECD-Ländern wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Instrumente entwickelt, die dem entgegen wirken sollen. Deutschland setzt weiter vor allem auf private Nachhilfe. Das ist unzureichend, auch wenn es wie beim Bildungs- und Teilhabepaket aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Notwendig wären mehr Bundesgeld und Initiativen für die Unterstützung besserer Bildungsarbeit in den Schulen. Aber das Kooperationsverbot von Bund und Ländern wird im Koalitionsvertrag nicht angetastet.

Allein mit Programmen zur kulturellen Bildung für Benachteiligte einerseits und Eliteschulen für Informatik andererseits werden die Bildungsergebnisse für Viele nicht besser. Vielmehr verstärkt sich der Eindruck, als ob die allgemeine Schulbildung – und die wird bei PISA getestet – das Stiefkind bundesdeutscher Bildungspolitik geworden ist. Das ewige Mantra, dies sei Ländersache, hilft in der Bildungspraxis nicht weiter, frustriert zunehmend Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler.

Mit dem vorliegenden Koalitionsvertrag steht zu befürchten, dass die grundlegenden Probleme in der Bildung auch in den nächsten vier Jahren nicht angegangen werden. DIE LINKE wird ihre Forderung nach sozialer Gerechtigkeit beim gleichen Zugang zu Bildung in den Mittelpunkt ihrer bildungspolitischen Arbeit stellen.“